Sonntag, 12. Oktober 2014

Northland ( 07. - 10.10.2014 )

 Dienstags ging es los in mein erstes "eigenes" Abenteuer. Die erste größere Reise in Neuseeland. Und ein Abenteuer wurde es wahrhaftig..

Dienstags morgens bin ich erstmal in den Süden von Auckland gefahren, um Isabell abzuholen und um dann mit ihr Richtung Norden zu fahren. Das hat soweit noch ganz gut geklappt.
Eigentlich wollten wir eine Maori Tour in Te Hana angucken, aber als wir dort ankamen, sah alles seltsam verlassen aus. Wie sich dann herausstellte, waren wir einfach zu früh: Das Museum würde saisonbedingt erst am Freitag aufmachen. Wir sind dann weiter gefahren und entschieden, dass wir die Tour einfach wann anders machen können, ist ja nicht allzu weit von Auckland entfernt.

Wie wir dann so den Motorway Richtung Norden gefahren sind, stand dieses Gebäude/Schiff auf einmal neben der Straße. Wir haben einen schnellen Zwischenstopp eingelegt und haben es uns angeguckt. Leider konnten wir nicht hinein, weil es gerade renoviert wird.


 Der Motorway ist hier auch so ein Ding für sich. In Auckland kann man den Motorway mit der deutschen Autobahn vergleichen. Nur, dass man hier nur 100 km/h schnell fahren darf (manchmal auch nur 80 km/h) und dass die Beschilderung unheimlich unübersichtlich und verwirrend ist! Kommt man jedoch aus Auckland hinaus, verwandelt sich der Motorway in etwas Landstraßen-ähnliches: Die trennende Barriere in der Mitte fällt weg, der Motorway wird zweispurig (manchmal für kurze Zeit auch dreispurig, also mit einer "eigenen" Überholspur), sehr kurvig und von der Straße gehen Schotterpisten ab, die entweder zu Farmen führen oder manchmal auch zu kleineren "Städten", sollte der Motorway nicht durch diese führen. Manchmal sind diese Abzweigungen auch ganz gewitzt und gauckeln einem eine Zeit lang vor, dass eine befestigte Straße zu der Stadt oder zu was auch immer führt, ehe sie sich dann ganz plötzlich in Schotterpisten verwandeln.

Auf dem Motorway fuhren wir weiter nach Waipu, wo wir zunächst einen Strand besucht haben (mit einer echt coolen Schaukel), ehe wir uns auf die Suche nach den Waipu Caves, in denen es Glühwürmchen gibt, gemacht haben.

  



 Dank Isabells grandiosen Kartenlesekünsten (nicht schlimm, war ja sehr lustig und man kann ja nicht alles können!) haben wir uns auch nur minimal verfahren und sind nur einen kleinen Umweg über die Schotterpisten gefahren. Dafür haben wir schöne Farmen gesehen! Und wir wissen bis heute nicht, wo wir falsch abgebogen sind.
Als wir die Waipu Caves endlich gefunden haben und mit unseren Taschenlampen in die Dunkelheit gestolpert sind, waren wir von ihnen doch etwas enttäuscht: Sie sind zwar ganz nette Höhlen und haben auch ein paar Glühwürmchen, aber irgendwie hatten wir uns von ihnen doch etwas mehr erhofft.
Auf Rat des Menschens hin, der uns in Waipu die Karte über die Region ausgehändigt hatte, haben wir uns entschieden den Wanderweg an den Waipu Caves auszutesten. Laut dem Typen wäre der gar nicht so lang, nämlich nur 15 Minuten. Wir sind also losgezogen und gelaufen und gelaufen und gelaufen. Bergauf, bergab, bergauf, bergauf, bergauf. Hauptsächlich nur bergauf. Irgendwann wurde es uns zu dumm nur bergauf durch den Wald zu laufen und nach über 2 Stunden doch noch nicht anzukommen. Also sind wir umgekehrt und den ganzen Weg wieder runter gelaufen. Wir haben noch eine neuseeländische Großfamilie (7 Kinder, 2 Eltern) getroffen, die im Wald eine Hüttenbau-Competition gemacht haben. Die haben uns auch gesagt, dass der Wanderweg, den wir gelaufen sind, ewig geht und eben nicht nur 15 Minuten, wie uns der Typ in Waipu gesagt hatte.
Als wir endlich am Auto angekommen waren, wollten wir eigentlich weiter nach Whangarei, um uns die Stadt anzugucken und dann zu Nick, unserem ersten Couchsurfing-Host, zu fahren. Wir sind auch dem Schild mit der Aufschrift "Whangarei 14 km" gefolgt.. Als wir dann aber nach mindestens einer Stunde immer noch nicht in der Nähe einer größeren Ortschaft waren, sind wir zu einer der unzähligen Farmen gefahren und haben gefragt, wo wir denn überhaupt sind und wie wir nach Whangarei kämen. Wie sich herausstellte waren wir dem Motorway in die falsche Richtung gefolgt und durften den ganzen Weg wieder zurückfahren! Wie auch immer wir das geschafft haben, schließlich sind wir ja den Beschilderungen gefolgt!

Um so froher waren wir, als wir endlich bei Nick in Whangarei angekommen sind und haben uns nicht mehr die Stadt angeguckt. Dafür haben wir mit Nick, seinem Mitbewohner und seinen unzähligen Freunden, die noch da waren ein gutes Gespräch geführt und wie sich herausstellte waren wir nicht die einzigen, die sich bei den Waipu Caves verfahren haben: Einem von Nicks Freunden ist genau das selbe einen Tag zuvor passiert!

Die Nacht haben wir in einem Matratzenlager auf dem Boden von Nicks Wohnzimmer verbracht und am nächsten Morgen haben wir uns Whangarei angeguckt. Zumindest wollten wir das..
Während wir auf einem Parkplatz in der Nähe der "Waka and Wave" Statue gefrühstückt haben, ist uns aufgefallen, dass der linke Vorderreifen platt war. Nach dem Frühstück und dem schnellen Besuch der Statue wollten wir zu einer Tankstelle fahren, in der Hoffnung, dass man auch bei neuseeländischen Tankstellen Luft auf die Reifen machen kann und unser Reifen aus welchem Grund auch immer, einfach nur Luft verloren hatte. Auf dem Weg Richtung Tankstelle kamen wir jedoch bei einer Werkstatt vorbei, die ich dann direkt angefahren habe. Wie sich herausstellte, kümmerte sich die Werkstatt aber nur um mechanische Probleme. Die netten Menschen da machten uns aber Luft auf den Reifen und schickten uns weiter zu einer Reifenwerkstatt, um den Reifen mal nach Löchern untersuchen zu lassen, da es doch sehr ungewöhnlich ist, dass Reifen einfach Luft verlieren. Das war auf jeden Fall eine gute Entscheidung unsere Reifen nochmal dort überprüfen zu lassen!

In der Werkstatt habe ich dann noch ein bisschen mit angepackt das Rad vom Auto zu machen (so schwer ist dass ja auch nicht!) und habe mich mit dem Chef der Werkstatt unterhalten. Wie sich herausstellte hatten wir uns irgendwann und irgendwie eine rießige Schraube in den Reifen gefahren, die natürlich ein Loch gemacht hatte, durch das die Luft entwichen war. Der Reifen wurde geflickt und ich habe geholfen ihn wieder ans Auto zu schrauben. Nachdem wir den Luftdruck der anderen Reifen überprüft und noch etwas erhöht hatten, gings ans bezahlen. Und glücklich wie wir waren, mussten wir nur 20$ statt der üblichen 40$ bezahlen. Ich glaube ja, dass es daran lag, dass wir zwei arme Mädels aus Auckland waren und ich geholfen habe..

Mit geflicktem Reifen und guter Laune sind wir dann zum Whangarei Falls gefahren.
Der Whangarei Wasserfall ist ganz nett, aber wenn man es genau betrachtet nur einer von vielen Wasserfällen hier in Neuseeland und nicht wirklich herausragend.
Wenn man mutig und vorsichtig war, konnte man aber auch auf den nassen Steinen hinter den Wasserfall klettern. Das habe ich auch gemacht, aber meine Kamera-Akkus haben natürlich genau in dem Moment aufgegeben, in welchem ich hinter dem Wasserfall war! Die Akkus werden auch immer schlechter..



Am Wasserfall haben wir auch drei deutsche Geologie-Studenten getroffen, die gerade in Neuseeland Urlaub machen, bevor sie ihre Masterarbeiten schreiben. Wir haben uns ein bisschen mit ihnen unterhalten, auch über Geologie und jetzt bin ich in so fern schlauer, als dass ich weiß, dass ich nicht Geologie studieren möchte.
Auf dem Parkplatz von den Falls haben wir auch noch fünf andere Backpacker getroffen, mit denen wir uns über günstige Übernachtungsplätze unterhalten haben. Das waren auch alles Deutsche..
Neuseeland ist echt überlaufen. Überall sind Deutsche und an jeder Ecke hört man deutsches Gebabbel. Da denkt man, dass man schön weit weg von Deutschland ist und dann wird man hier auch nur von Deutschen verfolgt!
Von den Falls aus haben wir noch einen kleinen Zwischenstopp auf einem Berg gemacht, von dem man einen guten Blick auf Whangarei hat. Whangarei von oben ist jetzt aber nicht so schön wie etwa Wellington, ich finde es schon fast hässlich, deshalb erspare ich euch mal die Bilder davon.

Von Whangarei aus sind wir nach Kawakawa gefahren, wo Friedensreich Hundertwasser bis zu seinem Tod gelebt hat.


Dort sind wir zuerst in eine Kunstanlage gegangen, die jedoch teilweise geschlossen war, da ein Unwetter viele der Skulpturen beschädigt hatte.


Danach haben wir uns die Hundertwasser-Toiletten angeguckt:
Die Toiletten sind das einzige von Hundertwasser designte Projekt in der südlichen Hemisphäre und das letzte, das zu seinen Lebzeiten fertiggestellt wurde. Die Hundertwasser-Toiletten sind die am meisten fotographierten Toiletten in Neuseeland und die Zahl derer, die sie nur zum fotographieren besuchen übersteigt bei weiten jener, die sie auch wirklich benutzen.
Wir haben sie nicht nur fotographiert, so viel sei gesagt.


Über die Bay of Islands, genauer gesagt über Piha, sind wir weiter Richtung Norden gefahren. Da das Wetter wieder regnerisch war, haben wir uns den 3-stündigen Walk zu dem dortigen Wasserfall gespart und sind direkt dorthin gefahren. Der Wasserfall war nun wirklich nichts besonderes, nur ein weiterer Wasserfall, deshalb wird es hier auch keine weiteren Bilder davon geben.
Weiter ging es nach Kaitaia, wo wir uns etwas zu essen besorgt haben, weil unser nächster Couchsurf-Host Andrew sich arbeitsbedingt verspäten würde und wir deshalb erst ab 8 Uhr abends zu ihm in die Wohnung nach Ahipara konnten. Wie wir so im McDonalds saßen und die Sonne untergehen sahen, haben wir uns daran erinnert, dass Andrew ja direkt am Meer wohnt und man da ja super den Sonnenuntergang sehen könnte. Also sind wir zum Meer gefahren und haben uns angeguckt wie die Sonne zwar nicht direkt am Meer, aber hinter Bergen am Meer untergegangen ist.
Die Nacht haben wir dann bei Andrew mit der Meerblick-Wohnung verbracht.






Am nächsten Morgen sind wir gegen 8 Uhr zurück nach Kaitaia gefahren, wo wir von einem Van abegeholt wurden (voll mit Deutschen), der uns zum Busstop von unserem SandSafaris Tour Bus gebracht hat.
Damit began ein langer, regnerischer Tag, aus dem wir aber das Beste gemacht haben!
Zunächst waren wir in einem Wald, in dem man mehr über die Zeit und das Leben der Gumdigger gelernt haben, die nach Harz, bzw nach Bernstein von den Kauri Bäumen gesucht haben.



Nach dem kleinen Ausflug ging es mit dem Bus weiter Richtung Norden.
Wir haben Lunch gegessen und dann sind wir zu rießigen Sanddünen gefahren, wo wir im Sand gesurft sind. Paul, unser sehr sehr cooler Busfahrer, hat uns dort die "Ferraris" (unsere Sandboards) ausgehändigt und uns erklärt, wie man die rießigen Dünen richtig bezwingt: Dabei legt man sich oben auf sein Board, stützt sich mit den Unterarmen ab, währen die Hände vorne das Board festhalten und dann rast man die Düne runter. Auf nassem Sand bis zu 3-Mal schneller als auf trockenen und mit bis zu 50 km/h. Und unser Sand war nass!
Gebremst wird mit den Füßen und man muss eigentlich nur noch aufpassen, dass man kein "Rolypoly" macht; man sich also nicht überschlägt.
Ich bin 4 Mal von ganz oben die Düne runter gerast und habe den Tagesrekord geknackt: Ich bin am weitesten gerutscht und wäre fast in einem kleinen Stream gelandet. "This girl has no fear!"




Isabell, Anne (ein wunderbarer Mensch, den wir auf der Tour kennengelernt haben) und ich haben auch versucht ein schönes Bild vor der Düne zu machen. Das mit dem gemeinsamen Springen üben wir nochmal..

Am Cape Reinga waren wir, dank der guten Idee von Paul zuerst zum Sandsurfen zu fahren und dann zum Cape, fast allein. Wir hatten laut Paul sehr ungewöhnliches Wetter: Es war überhaupt nicht windig und wir hatten einige Wolken. Deshalb war auf das Aufeinandertreffen von der Tasmanischen See und dem Pazifik sehr sanft.
Das Wetter hat aber, wenn es nach Annes und meiner Meinung geht, ganz gut zu der Bedeutung gepasst, die die Maori Cape Reinga zusprechen:
 Hierhin wandern nämlich die Seelen der Verstorbenen (sowohl von Mensch, als auch von Tier, als auch von allem, das sich bewegt; Wellen und Wind, zum Beispiel, haben in der Mythologie der Maori auch eine Seele) auf ihrer Reise ins "afterlife". Von einem 800 Jahre altem Pohutakawa Baum am Cape springen sie auf ihrer Reise auf dem Te Ara Wairua (dem Weg der Geister) nach Hawaiki, ihrem Ursprungsort, ins Meer. Am Cape Reinga verlassen sie also das Festland, auf welches sie von den "Tree Kings Islands" noch einen letzten Blick werfen, ehe sie ihre Reise fortsetzen.
Bei feierlichen Maori Bestattungen spielt auch eine Quelle am Hang von Cape Reinga, Te Waiora-a-Tāne, eine wichtige Rolle, die die Geister spirituell reinigen soll. In ganz Neuseeland wird Wasser mit diesem Namen, der übersetzt "living waters of  Tāne" bedeutet, bei Beerdigungen für diese symbolische Reinigung verwendet.

 Am Cape steht auch ein schöner Leuchtturm, der neben dem Treffpunkt von Tasman Sea und Pazifik das Fotoobjekt schlechthin ist.



Zurück ging es über den Ninty Mile Beach.
Der Strand ist zwar ewig lang, aber keine neunzig Meilen. Genau genommen sind es 55 Meilen, also ca 90 Kilometer. Über die falsche Namensgebung gibt es einige Theorien.
Paul hat uns erzählt, dass Captain Cook den Strand Ninty Mile Dessert genannt hat: Captain Cook kam von der Westküste, wo er schon einen Berg den Namen Camel Mountain gegeben hat, weil er der Meinung war, dass der Berg wie der Rücken eines Kameles aussehe. Er habe das Cape umfahren und dann als erstes die riesigen Sanddünen (auf denen wir das Sandsurfen gemacht haben) gesehen, gefolgt von einem verdammt langen Strand. Daraufhin habe er ihm den Namen Ninty Mile Dessert gegeben.
Einer anderen Theorie zufolge, haben Missionare, die auf ihren Pferden unterwegs waren, dem Strand seinen Namen gegeben: Es galt die Faustregel, dass ein Pferd am Tag circa 30 Meilen laufen könnte, ehe es eine längere Pause bräuchte. Da die Reise über den Strand drei Tage dauerte, ging man davon aus, dass der Strand circa 90 Meilen lang sein müsste. Bei dieser Rechnung vergaß man aber, dass Pferde im Sand nicht so schnell und weit laufen können wie auf anderen Untergründen.


Die Nacht haben wir bei einem sehr netten Ehepaar auf einer Farm in der Nähe von Kaikohe verbracht, bevor wir dann wieder zurück nach Auckland gefahren sind.

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