Donnerstag, 30. Oktober 2014

Stewart Island / Rakiura / Te puka a Te waka a Maui ( 21.10 - 27.10.2014 )


Meine Reise in Zahlen:
7 Tage unterwegs,
4 Flüge,
2 unterschiedliche Sicherheitsvideos,
2 Pinguine,
1 Lagerfeuer am Strand,
1 Kiwi
und unzählige Kilometer gewandert.

Am 21. Oktober fing meine Reise ans andere Ende von Neuseeland an. Zunächst mit dem Auto durch den morgentlichen Verkehr, dann mit dem Air-Bus Richtung Flughafen. Von dort aus nach Christchurch (erstes Sicherheitsvideo) und dann in einer kleinen ATR-72 Maschine zum Flughafen von Invercargill. Die Maschine war ganz neu und mit edlen Ledersitzen ausgestattet. Neben den paar Personen an Board hatten wir auch drei Special Guests in der letzten Reihe: Schildkröten. Die habe ich aber leider nicht gesehen, da sie während des Fluges in undurchsichtigen Boxen waren.
Der Flughafen von Invercargill ist klein. Sehr sehr klein. Direkt neben der Landebahn grasen Schafe. Es gibt zwar vier Gates, aber man geht für jedes durch die gleiche Türe raus und über den gleichen Weg übers Rollfeld zur Maschine. Der Flughafen wird auch nur von zwei Fluggesellschaften angeflogen, mit nur zwei unterschiedlichen Zielen: Entweder mit einer 4-Sitzer Maschine nach Oban, auf Stewart Island, oder mit Air New Zealand und ihrem Flugzeug nach Christchurch.
Der Flug nach Stewart Island war mir jedoch im Vergleich zur Fähre zu teuer. Ich wurde mit einem Shuttle-Bus vom Flughafen abgeholt, der dann nach Bluff zum Hafen gefahren ist. Von dort aus habe ich die Fähre über die Foveaux Strait nach Oban, der einzigen Siedlung auf Stewart Island genommen.

Oban ist nicht groß. Hier leben etwa 300 Menschen, die ihr Geld hauptsächlich mit Fischfang und Tourismus verdienen. Es gibt einen Shop, der Lebensmittel verkauft, zugleich jedoch auch DVDs verleiht und seit neusten auch den einzigen Bankautomaten der Insel beherbergt. Eine Bankfiliale oder dergleichen gibt es nicht. Außerdem gibt es einen Pub und zwei Kirchen, die jedoch von nur einem Pfarrer in Ökumene geleitet werden. Es gibt zwei Krankenschwestern auf Stewart Island und einen Polizisten. Die Polizei Station ist sein Wohnhaus. Außerdem bieten Oban den südlichsten Fish&Chips Laden, den es gibt: Kai Karts. Man kann hier auch Burger bekommen. Sehr sehr lecker und betrieben von einem Deutschen und seiner Frau!

Mein fantastisches Hostel!


 Stewart Island, die Insel mit den vielen Namen und die dritte große Insel von Neuseeland, bietet denoch genug zu sehen. Auf ihr leben viele Vögel, unter anderem der Little Blue Penguin, der kleinste Pinguin der Welt, und 100.000 Kiwis, die hier wohl besser zu sehen sind, als irgendwo anders im Land. Teilweise, besonders auf Ulva Island, kann man sie sogar tagsüber sehen! (Kiwis sind nachtaktive Vögel)





 Stewart Island hat drei verschiedene Namen: einen "englischen" Namen und zwei Maori-Namen, von denen sich jedoch nur einer, im Zuge der Integration der Maori, durchgesetzt hat.

(Im Gegensatz zum Nachbarn Australien sind die Maori, das Ureinwohner-Volk hier nämlich integriert: Amtssprachen sind englisch und Maori; die Kinder lernen in der Schule Maori; es gibt spezielle Maori Fernseh-Sender, die entweder rein auf Maori senden, oder die die Sprache sowie die Kultur der Maori vermitteln; die Nationalhyme wird erst auf Maori und dann auf englisch gesungen; wenn es Maori Namen für bestimmte Plätze gibt, werden diese übernommen oder zumindest als Beinamen geführt; in der Sprache der Kiwis finden sich viele Mauri Ausdrücke und Redewendungen, so wird man zum Beispiel bei Air New Zealand prinzipiell mit "Kia Ora", was so viel wie "Hallo" oder "Guten Tag" bedeutet, begrüßt; und nicht zuletzt dem Haka, der ursprünglich der Kriegstanz der Maori war, wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt: Die All Blacks, das Rugby-Team von Neuseeland tanzt ihn vor jedem ihrer Spiele)

Der "unbekannteste" Name für Stewart Island (also der, der sich nicht durchgesetzt hat) ist Te puka a Te waka a Maui was so viel bedeutet wie Der Anker des Wakas (Kanus) von Maui.
Der Name war der erste Name, den die Maori der Insel gegeben haben und entstammt aus ihrer Vorstellung über die Entstehung von Neuseeland:
Maui, der in der Mythologie der Maori ein Halbgott ist und für seine spektakulären Heldentaten und Raffinesse (siehe den Blogeintrag von Wellington: Er hat die Sonne gebändigt) bekannt ist, ist quasi für die Entstehung Neuseelands verantwortlich. Er ist mit seinem waka auf den Ozean rausgefahren, bis er kein Land mehr sehen konnte. Dort lockte er mit seinem eigenen Blut als Köder einen riesigen Fisch an und holt ihn mit seinem Angelhaken (Mauris Angelhaken ist auch ein Sternbild hier, andere kennen es vermutlich als Skorpion) an die Wasseroberfläche. Der Fisch, den Maui an die Wasseroberfläche holt, ist die Nordinsel, die den Beinamen Te Ika-a-Māui (der Fisch von Maui) trägt. Eigentlich wäre die Nordinsel eben und flach geworden, wenn es nach Maui gegangen wäre, der erst einen Priester für die passenden Dankesgebete und Zeremonien holen wollte, ehe er den Fisch töten wollte. Seine Brüder, die ebenfalls mit im waka waren, wollten jedoch nicht auf die Rückkehr von Mauri warten und wollen den Fisch zerteilen. Dieser windet sich als Reaktion auf die ihm zugefügten Schnitte im Todeskampf und bricht schließlich auf in Berge, Klippen und Täler. Aus Mauis waka wurde die Südinsel, die den Beinamen Te Waka a Māui (Das Kanu von Maui) trägt. Stewart Island diente dabei als Anker.
An diese Geschichte erinnert auch eine Ketten-Skulptur auf Stewart Island. Hier verschwinden scheinbar Kettenglieder im Meer, die auf der anderen Seite, in Bluff, wieder an die Oberfläche kommen.

Rakiura ist der weitaus bekanntere Maori-Name für die Insel und auch ihr offzieller Beiname. Übersetzt bedeutet dies so viel wie Land des glühenden Himmels. Der Name entstannt vermutlich als Anlehnung an die wunderschönen Sonnenaufgänge und -untergänge (die ich leider nicht sehen konnte!) und die Aurora Australis (Südlichter), die man von hier aus sehen kann. Wenn man Glück hat. Hatte ich nicht.

Und nicht zu Letzt der Name Stewart Island, benannt nach William Stewart. Captain Cook, der die Insel bei seiner Umseglung der Südinsel von Neuseeland als erster Europäer sichtet (1770), glaubt irrtümlicher Weise, dass Stewart Island keine eigene Insel, sondern ein Teil der Südinsel von Neuseeland ist und nennt sie deshalb Südkap.
Erst als Captain Eber Bunker mit der Pegasus, die Wasserstraße Foveaux Strait entdeckt, wird erkannt, dass die vermeindliche Halbinsel eine Insel sein muss. Benannt wird sie dort jedoch nicht. Als das selbe Schiff unter anderem Captain im August 1809 die Südküste der Insel entlang fährt, kartographiert der erste Offizier William Stewart Teile der Küste. Diese Karte gab er weiter an den Herausgeber des Oriental Navigator, der 1816 die Karte erstmals veröffentlicht. Hier wurde das erste Mal der Name Stewart's Island, der sich dann, leicht abgewandelt, durchsetzte.


Oyster catcher (torea)
Stewart Island beherbergt sehr viele Vögel, die sich jedoch am besten, eine kurze Wassertaxi-Fahrt entfernt, auf Ulva Island beobachten lassen. Ulva Island ist komplett Ratten und Possum frei, weshalb die Vögel dort wesentlich bessere Überlebenschancen haben. Die Vögel sind richtig zutraulich und lassen sich durch die Menschen, die ab und zu auf die unbewohnte Insel kommen, nicht stören. Im Gegenteil, manchmal kommen sie sogar extra näher, da Menschen potenzielle Futterlieferanten sind, weil sie etwa beim Laufen kleine Insekten aufschrecken, die einigen Vögeln als Nahrungsquelle dienen.


Auf Ulva Island war ich am 22. Oktober mit Colorado.
Ulva Island ist nicht sonderlich groß, die Wanderwege dort lassen sich locker in 1,5 Stunden bewältigen. - Wenn man nicht guckt und hört, wie uns schon Peter (unser Captain) an Board gesagt hat.
Wir sind also über die Insel geschlichen und haben, wie schon Nancy und Alex am Tag vor uns, die "Bench-Tour" gemacht. Das heißt, wir haben bei jeder Bank angehalten, haben uns hingesetzt und den Vögeln gelauscht. Auf Ulva Island werden auch oft Kiwis während dem Tag gesehen! Peter meinte, dass er in der Regel pro Bootladung (maximal 8 Personen) mindestens eine Person habe, die einen Kiwi auf Ulva Island gesehen hat. Bei uns hat keiner einen gesehen..



Weka

Stewart Island Robin (toutouwai)

Wood pigeon (kereu)
Die Viecher sind rießig!!

Colorado und ich, am südlichsten Punkt an dem wir je waren. Weiter südlich liegt nur die Antarktis



Die folgenden Tage habe ich mit Wandern verbracht:
Stewart Island bietet einen sogenannten "Great Track", über 34 km, für den man 3 Tage einplant. Zumindest tut es das Department of Conservation (DOC). Ich habe jedoch jetzt schön öfter gehört, dass einige Menschen diesen Track auch schon in einem Tag geschafft haben, und ich bin mir sicher, dass das definitiv machbar ist. Ich selbst bin an einem Tag nach einem anderem Track über circa zwei Stunden zur ersten Übernachtungshütte und zurück zum Hostel gelaufen und am nächsten Tag nach einem (laut der Stewart Island/Rakiura Short Walks Broschüre) 3.5 bis 4 Stunden Track (ich bin mir sicher, dass ich schneller war) zur letzten Übernachtungshütte des 3-Tages-Tracks und danach noch zwei Stunden zum Fern Gully gelaufen, bevor ich zurück zum Hostel bin. Hätte ich einen Tag mehr gehabt, wäre ich vielleicht noch den Great Walk ganz gelaufen..
Neben dem Great Track (3 Tage) gibt es noch den Northern Circuit (10 Tage; 125 km) und den Southern Circuit (8 Tage), die weniger oft bewandert werden, als der Great Track.
Diese Mehrtages-Tracks bin ich nicht gewandert, ich bin aber alle (13) Short Walks auf Stewart Island gewandert. Die Broschüre (die erste für die ich in Neuseeland Geld ausgeben musste; 2$) war definitiv eine gute Investition.
Den letzten Track (laut Broschüre 3 bis 4 Stunden Laufen) habe ich in einer Rekordzeit von zwei Stunden gelaufen. Und dabei habe ich mich nicht übermäßig beeilt und tausende Fotostops eingelegt.
Zum Glück war ich aber so schnell, sonst hätte ich die Fähre verpasst. Ich war nämlich mit Mike und Anka gemeinsam einen Teil ihres Weges auf dem Northern Circuit gelaufen (mit Mike habe ich fünf meiner sechs Tage auf Stewart Island im Hostel gelebt), bevor wir uns verabschiedet haben und ich über den Horseshoe Point zurück zum Hostel und dann zur Fähre bin.




Fishermen's Point

Kaka. Diese Papageien sind total zutraulich und hingen öfter mal beim Hostel rum

Enten. Diese kleine Familie hat im Garten des Hostels gelebt, wenn sie nicht gerade unterwegs waren. Eigentlich habe ich das Foto jetzt nur hochgeladen, weil ich weiß, dass sich eine gewisse Jess darüber total freuen wird.

Während ich tagsüber schon so viel gelaufen bin, könnte man denken, dass ich nachts wenigstens nicht unterwegs war. Schwerer Trugschluss!
Wir, also Rob (der das Hostel momentan leitet) und Mike, sowie die wechselnden Gäste, die sich uns anschließen wollten, sind jeden Abend (bis auf einen) auf Kiwi Jagd gegangen.
Mit mäßigen Erfolg: An meinem ersten Abend haben wir die Höhle von einigen Little Blue Penguins gefunden. Und wir standen neben einem Busch in dem ein Kiwi drinnen war. Das haben wir gehört. Leider konnten wir ihn aber nicht sehen.. Am selben Abend haben wir einen Kiwi (Neuseeländer) getroffen, der mit ein paar Anderen unterwegs war, die zwei Kiwis gesehen haben. Aber leider waren die nicht mehr da, als wir zu den Plätzen, an denen sie gesehen wurden, gegangen sind.
Kiwis klingen furchtbar! Ihr Ruf klingt als würde gerade jemand abgeschlachtet. Passend dazu hat uns Rob eine Geschichte von jemanden erzählt, der mal im Hostel war: Dieser Typ ist scheinbar alleine den Northern Circuit gelaufen und hatte Nachts draußen ein "Biest" gehört. Er war so verängstigt von dem Ruf, dass er sich über die Nacht in der Hütte verbarikardiert hat. Wie sich später herausstellte, hatte er nur einen Kiwi gehört..
Auch wenn unsere Kiwi Hunting Touren nicht sonderlich von Erfolg gekrönt waren, war es doch total gut, dass wir sie gemacht haben.
An einem Abend haben wir fünf Kiwis (Neuseeländer) am Strand getroffen und mit ihnen einen echt lustigen Abend am Lagerfeuer verbracht. Außerdem haben wir am selben Abend nochmal einen Little Blue Penguin  gesehen und diesmal konnte man auch ein schönes Foto von dem kleinen Kerl machen. Die Little Blue Penguins sind mit 25 cm die kleinsten Pinguine der Welt. Deshalb kann man sie leicht übersehen, aber keineswegs überhören: die Kleinen bellen furchtbar laut!



Zwei komische Vögel unter sich.
Diesen Kameraden habe ich an einem Strand auf dem Rückweg von der ersten Hütte des Great Tracks zum Hostel getroffen. Wir saßen direkt nebeneinander am Strand und ich hätte ihn sogar streicheln können, wenn ich gewollt hätte..


Nahe der letzten Hütte des Great Tracks.

Fast jeden Abend und fast jeden Morgen habe ich versucht Rakiuras sagenhafte Sonnenuntergänge und -aufgänge zu sehen. Doch so schön wie der Tag auch war und wie wenig Wolken am Himmel waren: Die, die da waren waren immer im Westen oder im Osten!
Ein weiterer Grund, weshalb ich nochmal nach Stewart Island muss.
Das Mondbild ist an meinem letzen Abend auf Stewart Island entstanden. Nachdem Mike und ich zum Observation Rock hochgerast sind (dem besten Platz für Sonnenuntergänge; falls es denn mal nicht bewölkt wäre!), haben wir die Wolken angeguckt, hinter denen die Sonne -nicht sichtbar für uns- untergegangen ist. Dafür haben wir den Mond gesehen, der echt verdammt dünn war.
Wir sind noch einige Minuten oben geblieben (in der Kälte!) ehe wir uns auf dem Rückweg gemacht haben, in der Hoffnung einen der Vögel, die wir nicht sehen wollten, zu sehen. Wir haben nämlich die Vermutung, dass nur diejenigen Kiwis sehen, die nicht nach ihnen suchen. Die Vermutung hat sich dann auch bestätigt.


Auf dem Weg vom Observation Rock nach unten zum Hostel, raschelte es auf einmal hinter uns im Gebüsch, beim Rugby Feld. Wir dachten erst, dass es wohl wieder die Katze ist, die uns schon öfter gefolgt ist, als auf einmal ein Kiwi an uns vorbei gerast ist!
Die sind echt verdammt schnell! Wir sind ihm also hinterher (dabei ist dieser eine, sehr schlechte aber immerhin, Schnappschuss entstanden). Der Kiwi ist in ein anderes Gebüsch verschwunden und wir haben uns hingesetzt und das Licht ausgemacht, weil Mike von jemandem im DOC den Tipp bekommen hatte, dass zu machen, da dann die Kiwis wohl oft zurück kommen würden. Leider kamen dann aber zwei andere Menschen auf Kiwi Jagd übers Rugby Feld gelaufen, viel zu laut und mit viel zu viel Licht. Das hat wohl den Kiwi vertrieben.. Wir haben ihnen dann die Tipps für die Fortsetzung ihrer Tour weitergegeben und sind dann total euphorisiert ins Hostel zurück. Immerhin haben wir jetzt den Beweis, dass dies Tiere wirklich existieren und nicht nur irgendwelche Erzählungen sind. Und wir haben einen wilden Kiwi gesehen! Weil Zoo oder so kann ja jeder..

KIWI!!
Am 27.10. musste ich dann leider schon Stewart Island verlassen. Die Zeit an der Fähre war echt schlimm und ich wollte gar nicht weg. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen nochmal wieder zu kommen!
Mit der Fähre ging es bei ruhiger See wieder zurück nach Bluff und von dort aus mit dem Shuttle nach Invercargill. Dort war ich eine Nacht in einem riesigen Hostel (krasser Kontrast zu meinem fantastischen Hostel in Oban) und bin dann zurück Richtung Auckland geflogen: Erst mit der ATR-72 nach Christchurch und dann von dort aus weiter nach Auckland (zweites Sicherheitsvideo).

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