Montag, 22. September 2014

Wellington, oder: Mein freiwilliges dekadentes Jahr ( 20./21.09.2014 )


 Am Samstagmorgen um 5:45 Uhr hieß es aufstehen, damit wir pünktlich ins Flugzeug nach Wellington kommen konnten. Das heißt mit dem Auto zum Flughafen fahren, ans leere Terminal gehen, Fahrzeugschlüssel abgeben und um eine Autowäsche und nach neuen Windschutzscheibenwischblättern bitten, eigenständig unsere Kofer einchecken (ohne das sie gewogen wären worden) und dann, um die Wartezeit zu überbrücken in die Lounge gehen, bis wir Boarden konnten.
Schön dekadent, wie sich das gehört..
Da wir Standby geflogen sind, hatten wir keinen Einfluss auf unsere Sitzplätze und so kam es, dass ich getrennt von den anderen, neben einer sehr freundlichen jungen Kiwi saß, mit der ich mich den ganzen, ca 45-minütigen Flug unterhalten habe.
Am Flughafen von Wellington, oder "Windy Welly", wie die Hauptstadt passenderweise auch genannt wird, begrüßte uns ein fischender Sméagol und Gandalf, der auf einem gigantischen Adler ritt.










In Wellington (super Wetter, wie erwartet: Regen und Wind) angekommen, haben wir unsere Koffer im Hotel abgegeben und sind zwei Straßen weiter zum Parlament gelaufen, wo wir um 10 Uhr eine einstündige Führung (leider durfte man keine Fotos machen!) gemacht haben, diese hat uns unter anderen auch zu den Stühlen der Abgeordneten geführt hat: Der Raum und die Einrichtung sieht fast genauso aus, wie das Unterhaus im Houses of Parliament in England.
Die Stühle werden jetzt aber neu verteilt, da an dem Tag, an dem wir das Parlament besucht haben, passenderweise auch noch die Wahlen für den neuen Premierminister stattgefunden haben.



Nach der Führung gings weiter zum Cable Car.
Das Cable Car ist, neben dem Nationalmuseum "Te Papa", wohl die bekannteste Attraktion in Wellington: Es ist eine kleine rote Standseilbahn, ähnlich der Nerobergbahn in Wiesbaden, mit dem Unterschied, dass das Cable Car nicht mit Hilfe von Wasser betrieben wird.
Mit dem Cable Car sind wir von der Talstation in Lambton Quay zur Bergstation in Kelburn gefahren und haben uns oben das Cable Car Museum, in dem die Geschichte des Cable Car genauer beleuchtet wird, angesehen.

 




Altes Cable Car




 Antik!
 Bitte nur vorsichtig essen und genießen!






Cable Car mit Wellington im Hintergrund















Nach dem Cable Car Museum folgte ein Spaziergang im Regen durch den botanischen Garten von Wellington. Oder zumindest durch Teile von diesem. Dabei konnte man einige Skulpturen und andere Kunstinstallationen bewundern.



Danach ging es ins sehr, sehr geile Carter Observatorium, wo wir erst 1,5 Stunden die Ausstellung besuchten, die sehr schön und mit vielen "Mitmach"-Stationen ausgestattet ist. 


Und wieder Astronauten.
Jeder mag Astronauten!

"Everybody wants to be an Astronaut..."

Langsam glaube ich Astronauten verfolgen mich.. Erst am Flughafen in Frankfurt, dann in Auckland und jetzt in Wellington!
Sieht so aus, als wäre der September der Astronauten-Monat..


 Das war eine dieser "Mitmach"-Stationen.
Bei den Maori gibt es eine Sage über die Sonne. Darin heißt es, dass die Tage in den alten Zeiten viel kürzer waren: Kaum war die Sonne, Tamanui-te-ra, aufgegangen, versank sie schon wieder und tauchte die Welt in Te Po, die Nacht.
Der große Held und Halbgott der Maori, Maui entschied die Sonne einzufangen, anzuspannen und zu bändigen, um die Tage länger zu machen. Sich tagsüber versteckend und nachts Richtung Osten eilend, erreichte Mauri Haleakala, das Haus der aufgehenden Sonne, gerade als die ersten Strahlen der Morgendämmerung den Himmel entflammten. Mauri sprang nach vorne in die feurige Hitze und warf ein Seil über die Sonne. Tamanui-te-ra tobte und kämpfte, aber je heftiger sie dagegen ankämpfte, desto fester hielt Maui sie. Als Maui sie schlussendlich frei ließ, hinkte die geschlagene Sonne langsam über den Himmel, wie sie es noch heute tut.
Bei dieser Station konnte man wie einst Maui gegen die Sonne kämpfen und sie mit einem Seil festhalten.

Im Museum gab desweiteren ein Raumschiff in dem man alles über das Leben im All lernen konnte.
Um 3 Uhr sind wir in das 360° Kino des Observatoriums gegangen, wo wir erst einen sehr schönen Film mit dem Titel "We are Astronomers" (erzählt, mit wunderschönen schottischen Akzent, von David Tennant) geguckt haben, bevor der Sternenhimmel der Südhalbkugel in die Kuppel gestrahlt wurde, und wir einige Sternformationen, die Bestimmung von Süden anhand des Nachthimmels (hier gibt es keinen Fixstern, wie den Nordstern bei uns), sowie den Milky Way Kiwi (ja, der heißt echt so!) gezeigt bekommen haben.




Mit dem Cable Car gings dann wieder nach unten und ins Hotel, wo wir dann endlich eingecheckt haben und nach dem Abendessen sehr sehr müde in unsere Betten gefallen sind.

 Am zweiten Tag haben wir "ausgeschlafen". Das hieß nicht richtig ausschlafen, sondern nur etwas mehr schlafen, als sonst. Gegen 9:30 Uhr sind wir dann Richtung "Chocolate Fish", einem Cafe etwas außerhalb von Wellington, aufgebrochen, wo wir für 10 Uhr zum Brunch verabredet waren.
Auf dem Weg dahin haben wir noch einen schnellen Zwischenstopp am Wellywood-Schild eingelegt.
Irgendwann einmal war die Aufschrift Wellywood, als wir da waren, war es jedoch Wowington.
Das Schild wird des Öfteren geändert (also die Aufschrift), eigentlich ist die Aufschrift wohl Wellington, aber, so vermute ich, weil die WOW (dazu später mehr) in der Stadt ist, steht momentan ein "Wowington" auf dem Hügel.
 Das "Chocolate Fish" ist ein kleines, charmantes Cafe mit Blick aufs Meer.
Es gab leckeres Essen, gute heiße Schokolade und leckeren Chocolate Fish (eine neuseeländische Süßigkeit in Fischform: Ich würde sagen das Innere könnte Marshmallow sein, jedenfalls wird das pinke Innere mit Schokolade überzogen. Schmeckt sehr gut! Fun Fact: In der neuseeländischen Kultur ist der Chocolate Fish eine übliche Belohnung für einen gut gemachen kleinen Auftrag oder Job. Daher rührt auch die Redewendung "Give that kid a chocolate fish!").
Mit am Besten im "Chocolate Fish" fande ich aber die Stühle, die per Hand bemalt wurden: Jeder anders und individuell. Ich hab ein paar (...) Fotos gemacht, hier bekommt ihr mal eine kleine Auswahl zu sehen:



Vom "Chocolate Fish" aus gings weiter zu Orks und Trollen in die Weta Cave. Peter Jackson, der mit Unterstützung von Weta Cave "Herr der Ringe" und den "Hobbit" gedreht hat, ist auch ein Mitbesitzer des Studios, das zum einen Masken und zum anderen Digitale Effekte für zahlreiche Filme und Serien herstellt. So hatte Weta Cave schon seine Finger bei Doctor Who (Davros), Iron Man, sowie bei Avatar im Spiel und war für die Umsetzung in Zeichentrick von der Steven Spielberg Zeichentrick-Verflimung von den Abenteuern von Tim und Struppi verantwortlich.
In der Weta Cave haben wir einen kurzen Film über Weta Cave und von hinter den Kulissen gesehen.

























Weiter gings zum Mount Victoria, wo man einen tollen Blick über Wellington hat. 



Dann zurück in die Stadt, wo wir an der Waterfront Richtung "Te Papa", dem neuseeländischen Nationalmuseum gewandert sind.



In "Te Papa" haben wir uns zunächst die Erdbeben-Vorkehrungen des Gebäudes angeguckt, bevor wir in die "richtigen" Ausstellungen gegangen sind.
Zunächst waren wir in einer Ausstellung über Vulkane und Erdbeben, in der man auch die Möglichkeit hatte in ein Haus zu gehen, in dem ein Erdbeben simmuliert wurde. Dann bin ich in die "World of wearable Arts" (kurz WOW) - Ausstellung gegangen.
Die "World of wearable Arts" ist eigentlich eine, ursprünglich aus Nelson stammende Show, in der Kunst in Kleidung oder Kleidung in Kunst (wo ist da noch der Unterschied?) verwandelt werden soll. Mit der Zeit wurde die Show immer berühmter und gefragter, weshalb sie nun in größeren Städten, wie Wellington oder Auckland stattfinden muss. Die Ausstellung mit (fast) allen Kunstwerken findet man trotzdem noch in Nelson.








Alle paar Jahre gibt es wohl noch neben den "normalen" Kategorien die Kategorie "Bras", in denen sich alles nur um BHs dreht.


 Links seht ihr einen Anzug nur aus alten VHS-Bändern und rechts ein Kleid nur aus Reißverschlüssen.














Dieses Kleid besteht nur aus Holz.






Zur guter Letzt war ich noch schnell in der Ausstellung über Polynesische Kultur und über die Maori.
Leider hatten wir nicht mehr allzu viel Zeit übrig, weshalb ich mir nicht alles und vieles nur halb angucken konnte.
Im "Te Papa" kann man auf jeden Fall viel Zeit verbringen, wenn man das möchte!









Nachmittags ging es zurück zum Flughafen.
Wir mussten etwas längere Zeit dort verbringen, weil wir nicht richtig auf die Flugtickets geguckt hatten und so leider etwas zu spät kamen, als dass unsere Taschen noch an Board gekommen wären.
Dank Standby-Tickets macht das aber gar nichts und wir haben einfach den nächsten Flug genommen.
Die Zeit bis dahin, haben wir in der Air New Zealand Lounge verbracht.. Schön dekadent!
Sofas, Teppichboden, Bar, Selbstbedienungs-Fress- und -Trinkmeile und alles kostenlos! So lässt es sich doch leben. Inzwischen denke ich nicht mehr, dass ich hier in Neuseeland als AuPair arbeite (pfffüüü, arbeiten), sondern dass ich hier wirklich mein Freiwilliges Dekadentes Jahr (FDJ) absolviere.
Ich beantrage hiermit die Verlegung des Hauptsitzes der Dekadenz von Deutschland zu mir nach Neuseeland!

 Blick vom Flugzeug auf Wellington bei unserem Abflug

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